| Welche Gründe führten zur Anlage dieser Telegraphenlinie?Mit der Errichtung einer optischen Telegraphenlinie wollte Preußen sein Territorium nach außen gegen Frankreich und nach innen gegen Unruhen sichern und durch eine unabhängige und schnelle Datenübertragung sicherstellen.
Nach dem Zuspruch der Provinz Westfalen und den Rheinprovinzen hatte Preußen seit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 ein weitläufiges Reich zu verwalten und zu schützen.
Preußen vor dem Wiener Kongreß und nach 1815
Der Informationsaustausch zwischen den Provinzen und Berlin verlief zu dieser Zeit recht langsam und ungeschützt. So waren um 1830 die zahlreichen Stafetten-Reiter, die sowohl von den Regierungen als auch von den großen Handels- und Bankhäusern beauftragt wurden, zwar noch schneller als der reguläre Briefversand und Zeitungsvertrieb der Posten mit Postreiter oder Postkutsche, aber doch verhältnismäßig zum französischen optischen Telegraphen viel zu langwierig.
Wenn man bedenkt, mit welchen Zeiten Frankreich bei der Übermittlung der Depeschen seit der Einführung des optischen Telegraphen der Gebrüder Chappe aufwarten konnte, dauerte der Transport in Preußen durch körperliche Nachrichtenträger mit bis zu zwei Tagen wesentlich länger. So würde bei der Anlage einer Telegraphen-Linie zwischen Berlin und Koblenz die optische Übertragung einer Depesche bei günstigem Wetter innerhalb von 2 Std. zum Empfänger gelangen.
Die Depeschen wurden Zifferncodiert übermittelt, nichts Schwarz auf Weiß. Die Beobachter der Telegraphen sahen zwar die sich drehenden Flügel, den Inhalt der Nachricht kannten aber nur "Sender" und "Empfänger".
Diese Verschlüsselungs-Stellen waren mit den vom König persönlich ausgesuchten und vereidigten Personen besetzt. In den Jahren 1830/31 wurden etliche europäische Staaten durch revolutionäre Proteste erschüttert. Innerhalb weniger Monate brachen Unruhen und Aufstände in Frankreich, Belgien, dem Deutschen Bund, Polen und den italienischen Staaten aus, die vielerorts Regierungsumbildungen nach sich zogen und im Fall Belgiens sogar zur Gründung eines neuen Staates führte.
Durch die Julirevolution (27.-29.7.1830) in Paris ausgelöst, griff die Revolutions-welle am 25.8. auf Brüssel über und führte zur Gründung eines neuen Staates: die neue Regierung erklärte am 4.10.1830 die belgische Unabhängigkeit.
Ein großer Teil des Kontinents befand sich in Bewegung und stellte damit jene Neuordnung der Staatenwelt in Frage, die 15 Jahre zuvor auf dem Wiener Kongress von den europäischen Mächten ausgehandelt worden war. Noch bis zur Mitte des Jahrzehnts sollten die Folgen dieser revolutionären Erschütterungen zu spüren sein.
Unterdessen hatte die Revolutionswelle im September 1830 auch die Staaten des Deutschen Bundes erreicht. Zu revolutionären Situationen kam es in Braunschweig, Kurhessen und Sachsen, doch auch in anderen deutschen Staaten war die Lage gespannt. Gespeist wurde die deutsche Aufstandsbewegung durch eine Mischung aus Sozialprotest, verfassungs- und zollpolitischen Forderungen.
Im Osten Europas erschütterte am 29. November 1830 ein von polnischen Offizieren ausgeführtes Attentat auf den russischen Gouverneur das Königreich Polen. Den Oberbefehl zur Unterstützung Russlands erhielt General-Feldmarschall von Gneisenau. Ab Dezember 1830 führte er das von Preußen an die Seite Russlands aufgestellte Korps an der Grenze zu Russisch-Polen.
Ähnlich wie in Belgien bestand auch im sogenannten Kongresspolen Unzufriedenheit mit der 1815 gefundenen Lösung.
Der Ruf nach
" Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit "
war in Gang gekommen und erreichte 1830 auch das Königreich Preußen.
Um über alle Vorfälle im Lande informiert zu werden und um die Anordnungen und Befehle den Militärorganen über ein weiteres Vorgehen in kürzester Zeit erteilen zu können, wurde die Anschaffung eines schnellen Nachrichten-Systems als erforderlich angesehen.
Die Entscheidung zum Bau der optischen Telegraphen-Linie im Jahre 1831 ist Preußen dennoch schwer gefallen, weil schon bald die ersten brauchbaren elektrischen Telegraphen zum Einsatz kommen sollten.
Welche Gefahr lauert im elektischen Telegraphensystem? (Auch heute noch!) Es war durch Gauß und Weber – die ja bekanntlich schon 1831 erfolgreich mit einem eigentümlich von ihnen entwickelten Nadel-Telegraphen kommunizierten – bekannt geworden, dass ihre Telegraphen-Anlage mit einem hohen Sicherheitsrisiko bei Gewitterlagen einherging. Weber meldete Gauß 1832, dass der Strom in der Telegraphenleitung während eines aufziehenden Gewitters auf eine bedrohliche Größe angestiegen sei und er das schlimmste befürchtete. Gauß sei dieses Phänomen bereits bekannt, antwortete er ihm zurück. __________________________________________________________________ SONNENSTURM und POLARLICHT
Beim "Sonnensturm" am 1./2. September 1859 entlud sich die Aufladung in einer großen Brand- und Explosionskatastrophe. (3.) Weltweit wurden durch geomagnetische Stürme Telegrafenleitungen völlig außer Kraft gesetzt. Sie waren einfach weggeschmolzen.
Der MDR-Sachsen-Anhalt brachte über dieses Ereignis unlängst einen Dokumentar-Film, der mit eindrucksvollen Szenen die Zerstörungskraft dieses Naturschauspiels darzustellen versuchte.
Der Film kam folgendermaßen zustande: Das Team der Station Nr. 18 in Neu-Wegersleben hatte schon vor längerer Zeit begonnen, alles zu diesem Thema in der näheren Umgebung aus den Archiven und Zeitungsartikel, die von dieser Katastrophe berichtet hatten, zu sammeln und sie dem MDR mitzuteilen, was ja dann den Anlass gab, dass der MDR weiter über dieses Thema recherchierte und den Film schließlich drehte.
(Letzter großer Sonnensturm übrigens im März 1989 mit Riesenschäden in Kanada, allein in Quebec waren sämtliche Transformatoren ausgefallen und 9 Mill. Menschen ohne Strom) Aktuell Meldung vom 13.April 2016 auf www.News.de Am 23. Juli 2012 entging die Erde nur knapp einem gewaltigen Sonnensturm, der das Leben, wie wir es kennen, völlig geändert hätte. Doch laut Wissenschaftlern ist die Gefahr nicht gebannt. Wie wahr- scheinlich ist ein Super-Sonnensturm? Foto DPA Sonnenstürme gibt es immer wieder. Meist nehmen wir sie nur wahr, weil sie sich als Polarlichter am Himmel bemerkbar machen. Doch je weiter Technologien und Elektrische-Leitungen den menschlichen Alltag bestimmen, desto größer wird die Gefahr durch Sonnenstürme. Super-Sonnensturm bedroht die ErdeDie freigesetzten Teilchen und Strahlungen können enormen Schaden an Satelliten sowie Navigations- und Telekommunikationssystemen verursachen. Das Horror-Szenario: Das Stromnetz könnte über Jahre lahmgelegt werden. Sonneneruptionen stören das Erdmagnetfeld und können Systeme zum Ausfallen bringen. Sobald das passiert, setzt sich die Störung kaskadenförmig fort. Und das "in einer Weise, die wir uns nicht einmal vorstellen können", zitiert die "Basler Zeitung" den Wissenschaftler Daniel Baker von der Universität Colorado. Laut dem Experten müsse ein System entwickelt werden, was im Falle eines gewaltigen Sonnensturms die Infrastruktur auf der Erde schützen könne. Enorme Schäden an Strom –, Gas – und WasserleitungenJedoch ist aktuell noch völlig unklar, wann die Erde von einem Super-Sonnensturm getroffen werden könnte. Die Wissenschaftler drängen dennoch darauf, dass sich Regierungen vorbereiten sollen. Denn nicht nur Stromleitungen und Telefonverbindungen können Schaden nehmen. Auch Gas- und Wasserleitungen, Computerdaten sowie militärische Operationen und Weltraumeinsätze sind davon betroffen. So wahrscheinlich ist ein Super–SonnensturmDiese Schäden können laut einer Studie der Forschungsinstitute Lloyd's of London und Atmospheric and Enviromental Research enorme Kosten verursachen. Ein Blackout, der über fünf Monate andauert, könnte in Europa und Nordamerika 2,6 Billionen US-Dollar verschlingen. Doch wie wahrscheinlich ist solch ein heftiger Sonnensturm?
Wie die Nasa mitteilt, entging die Erde 2012 einem gewaltigen Sonnensturm nur knapp. Hätte dieser unseren Planeten getroffen, "würden wir noch immer die Schäden beseitigen", sagte Baker. Die Wahrscheinlichkeit für einen Super-Sonnensturm liegen aktuell bei zwölf Prozent in den nächsten zehn Jahren. Bevor die Elektrizität zum Telegraphieren nicht einigermaßen kontrollierbar genutzt werden konnte, scheute Preußen wahrscheinlich dieses Risiko und entschied sich vorerst für den optischen Telegraphen. _____________________________________________________ CHOLERA Die sich im Jahre 1830/31 von Russland über Polen nach Westeuropa ausbreitende Cholera-Epidemie verschonte auch Preußen nicht.
Cholera in Preußen 1831 Niemand konnte über den Verlauf der Cholera-Epidemie vorhersagen:
Dieser Umstand kam noch zu den schon oben angesprochenen politischen Unruhen im Deutschen Bund hinzu. Nun war Eile geboten.
Zeitliche Abfolge:
23.08.1831 In Posen verstarb General-Feldmarschall von Gneisenau in Anwesenheit des späteren Telegraphen-Direktors O'Etzel (ab 1846 von Etzel) an der Cholera.
Die Cholera hatte sich zu diesem Zeitpunkt bis an das rechte Ufer der Elbe ausgebreitet. Magdeburg war davon stark betroffen. Militär aus dem Herzogtum Braunschweig hatte am linken Elbufer Militärkordons und Kontumaz-Stationen eingerichtet. Reisende wurden strengstens kontrolliert. Wegen der brisanten Lage sollte bei Nichtbeachten der Kontrollaufforderung sofort geschossen werden.
16.10.1831 nur 54 Tage nach von Gneisenaus Tod kam die Order über die Bildung einer Immediat-Komission zur Errichtung von Telegraphenlinien. Genehmigt wurde ein Semaphoren- oder Flügel-Telegraph von Karl Philipp Heinrich Pistor, dessen eigentümliche Konstruktion und Technik letztendlich unter mehreren anderen eingereichten Entwürfen den Zuschlag bekam.
21.07.1832 Allerhöchste Kabinettsorder zum Bau einer Telegraphenverbindung von Berlin über Köln nach Koblenz und ab 1834 vollständig in Betrieb.
Autor: Lencer, Lizenziert unter Creative Commons 2.5 (Karte berichtigt: Wittenberg lag nicht in Anhalt) 24.07.1848 Allerhöchste Kabinettsorder zum Bau elektro-magnetischer Telegraphenlinien und noch im gleichen Jahr beginnt zwischen Berlin und Potsdam ein elektro-magnetischer Telegraph (Zeigertelegraph) zu arbeiten.
1849 wurde daraufhin ab dem Frühjahr die optische Telegraphenlinie teilweise – bis auf die Verbindung Köln - Koblenz – stillgelegt.
1852 ereilte auch dieses letzte Teilstück mit der Einstellung der optischen Telegraphie ihr Schicksal.
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